
OHNE ERKENNBARE MÄNGEL – MIT DEM OLDIE ZUM TÜV SÜD CLASSIC
Mit dem Oldtimer zur Hauptuntersuchung? Der Gedanke wirft bei vielen Oldtimer-Besitzern Fragen auf. Wir waren vor Ort beim TÜV Süd ClassiC
Wer kennt sich heutzutage noch mit einer mechanischen Zündverstellung, mit mechanischen Bremsen oder mit einem Vergaser aus? Die TÜV SÜD ClassiC-Experten der TÜV HANSE GmbH engagieren sich mit einer ausgesprochenen Liebe zum alten Blech. Sie üben ihren Beruf mit Leidenschaft aus, fahren auch privat Oldtimer und sind in diversen Clubs und Gremien aktiv. Die SWAY MAG-Redaktion im Gespräch mit Dipl.-Ing. Markus Tappert, stellvertretender technischer Leiter und TÜV SÜD ClassiC-Experte.

Markus, welche Dienstleistungen werden für Oldtimerbesitzer neben der klassischen Hauptuntersuchung denn noch beim TÜV SÜD ClassiC angeboten?
Für unsere Kunden wird die Beratung immer wichtiger. So stehen wir vor allem vor der Begutachtung von Importfahrzeugen nach §21 StVZO und der Oldtimer-Begutachtung nach §23 StVZO Rede und Antwort. Aber auch zu Themen wie Beratung für klassisches Tuning sowie Schaden- und Wertgutachten sind wir der professionelle Partner der Oldtimerbesitzer.
Was würdest du einem Einsteiger raten, und worauf muss ich beim Oldtimerkauf auf jeden Fall achten, wenn ich die HU auf Anhieb bestehen will?
Ganz einfach: erst einmal so profane Dinge prüfen wie z. B., ob alle Lichter funktionieren. Und sind die Scheiben alle in Ordnung, geht die Warnblinkanlage, stimmen die Reifenprofile. Das sind nämlich die häufigsten Gründe für das Nichtbestehen bei der Prüfung.
Was muss man beim Import eines Oldtimers beachten, um ihn in Deutschland zulassen zu können?
Je nach Baujahr und Import-Land sind unterschiedliche Umrüstungen erforderlich. Die häufigsten Umrüstungen sind Austausch der Hauptscheinwerfer, Umstellung des Tachos auf km oder die Nachrüstung einer Warnblinkeranlage. Wir raten jedem Neuling, der sich dem Hobby Oldtimer widmen möchte, dringend, sich vorher Gedanken zu machen, ob er das Auto als „Daily Driver“ nutzen will oder es wirklich nur reines Hobby werden soll. Vor dem Kauf sollte man sich über Ersatzteilversorgung des Fahrzeugs informieren. Auch sind die Sicherheitsstandards – z. B. fehlende Gurte – nicht jedermanns Sache. Unter welchen Voraussetzungen erhält man eigentlich ein H-Kennzeichen? In Kurzform: Das Kennzeichen bekommt man nur mit einem Fahrzeug, das älter als 30 Jahre ist. Und es muss – ganz wichtig – original oder zeitgenössisch umgerüstet sein. Ein neuer Motor oder Scheibenbremsen sind bei einem historischen Gefährt ein No-Go, mit dem das H-Kennzeichen in weite Ferne rückt. Zudem ist der gute Zustand des Fahrzeugs ein wichtiges Kriterium.

Was sind die skurrilsten Auf- oder Umbauten, die dir während deiner Karriere beim TÜV schon über die Rampe rollten?
Es gab natürlich jede Menge Verrücktheiten – wobei man sagen muss, dass sich das Verhalten in den letzten Jahren deutlich gebessert hat. Die Autos, die mit nach außen montierten Bremsbelägen oder mit Kleiderbügeln als Auspuffaufhängung ankommen, sind selten geworden. Skurril war aber auch ein Unternehmer, der aus Umweltgründen seine komplette historische Bus-Flotte auf Euro-5-Norm umgerüstet hat. Die Umwelt hat es gedankt, das H-Kennzeichen war somit aber leider weg. Doch das hat der Unternehmer gerne in Kauf genommen. Lustigerweiser kann man am Prüftstand generell die Berufe anhand der verwendeten Rohstoffe am Fahrzeug ableiten: Der Zimmermann verbaut gern mal eine Holzlatte als Träger, der Fensterbauer dichtet mit Bauschaum ab und der Bauarbeiter füllt den Schweller schon mal mit Zement …
Welchen Oldtimer fährst du und wo kann man dich in der Regel damit antreffen?
Ich fahre zur Zeit einen 83er Ford LTD Country Squire und cruise zu den uns allen bekannten größeren und kleineren Treffen – je nach freier Zeit. Und natürlich zu den Release-Partys von SWAY Books. Ich bin schon lange großer Oldtimerfan mit immer wieder unterschiedlichen Fahrzeugen. Angefangen hat alles, als ich mit 14 Jahren den 68er Camaro von der amerikanischen Freundin eines Nachbarn vorfahren sah und vor allem das Blubbern hörte. Da war es um mich geschehen …
Ihr veranstaltet einmal im Jahr das TÜV HANSE Oldtimer-Treffen. War das deine Idee? Und ihr habt ja immer ein Thema. Wie lautete es für Jahr 2017?
Das war in der Tat meine Idee. Angefangen hat alles mit einem ersten zwanglose Treffen und rund 100 Autos. Ich hab damals noch mit einem kleine E-Gitarren-Verstärker die Veranstaltung selber moderiert. Nun sind es inzwischen 500 bis 600 Fahrzeuge und die Moderation übernimmt Alsterradio mit Profimoderator und -Equipment. Das Thema unseres 11. Oldtimertreffen am 17. September 2017 war „Kalenderautos“. Es gibt für 2018 erstmalig einen TÜV-Kalender, für den erstellte Carlos Kella die Fotos und die 12 abgelichteten Fahrzeuge waren selbstverständlich alle anwesend.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir sehen uns dann bei der nächsten HU oder beim nächsten Oldtimertreffen.
Fotos: Carlos Kella
Mehr Infos:
www.tüv-classic.de • www.tuev-hanse.de